Neue Gestensteuerung und USB-CApple stellt Apple Watch 9 und iPhone 15 vor
Schnellerer Prozessor, helleres Display, neue Gestensteuerung und CO₂-Neutralität: Apple hat seiner Smartwatch ein gründliches Update verpasst. Das neue iPhone bekommt wie erwartet einen USB-C-Anschluss.
Aus Cupertino und Düsseldorf berichtenMatthias Kremp und Torsten Kleinz
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Der Saal ist wieder rappelvoll. Für rund 800 Personen ist Platz im Steve Jobs Theater, dem größtenteils unterirdischen Prachtbau, den Apple sich für Veranstaltungen wie das jährliche iPhone-Event gebaut hat. Keiner der bequemen Ledersessel bleibt unbesetzt. Tim Cook hängt die Latte gleich zu Beginn sehr hoch. So zeigt Apple zuerst ein Video mit Apple-Watch-Kunden, deren Leben durch die Sicherheitsfunktionen der Smartwatch gerettet wurden.
Die Apple Watch Series 9 wird vom neuen S9-Chip angetrieben. Dessen 5,6 Milliarden Transistoren sollen die Smartwatch nicht nur schneller, sondern auch ausdauernder machen. Apple verspricht 18 Stunden Akkulaufzeit. Sprachbefehle werden nun offline auf der Uhr abgearbeitet, der Umweg über die Cloud gespart, was den Umgang mit Siri deutlich beschleunigen soll. Dies soll die Nutzerinnen und Nutzer motivieren, Siri mehr Gesundheitsinformationen anzuvertrauen. So kann man künftig den Sprachassistenten nach dem eigenen Puls fragen oder ein Medikamententagebuch führen.
Neue Art von Gestensteuerung
Die jüngste Generation der Smartwatch führt neue Arten der Interaktion ein. Doubletap nennt Apple eine neue Möglichkeit, die Uhr über Fingergesten der Hand zu steuern, an deren Gelenk die Uhr hängt, ohne den Bildschirm zu berühren. Man tippt etwa Daumen und Zeigefinger aneinander, um einen Anruf anzunehmen, einen Wecker zu stoppen oder einen Anruf zu beenden. Ein neuer Ultra-Wideband-Chip (UWB) soll etwa die Möglichkeit verbessern, ein verlorenes iPhone zu finden oder Musik an einen Homepod zu übertragen.
Die Series 9 wird wieder sowohl in Aluminium als auch Edelstahl und in verschiedenen Farben erhältlich sein. Das Display wurde deutlich verbessert, kann bis zu 2000 Nits hell leuchten. Um den Schlaf nicht zu stören, soll das Display bei Bedarf auf 1 Nit abgedunkelt werden.
Genauere Ortung möglich
Auch die neue Ultra 2 bekommt den neuen UWB-Chip sowie den S9-Prozessor. Beim Display hat Apple noch eine Schippe draufgelegt und die Helligkeit auf 3000 Nits erhöht. Ein neues Watchface soll dafür sorgen, dass darauf mehr Informationen als bisher angezeigt werden können. Darüber hinaus scheinen die Neuerungen bei der Apple Watch Ultra 2 in erster Linie auf das neue watchOS 10 zurückzuführen zu sein.
Für den Umweltschutz wurde der Anteil von Recyclingmaterial im Titangehäuse auf 95 Prozent gesteigert. In Kombination mit einem passenden Armband soll auch die UItra 2 CO2-neutral sein.
Die Apple Watch Series 9 ist ab 449 Euro und die Apple Watch SE ab 279 Euro erhältlich, die Apple Watch Ultra schlägt mit 899 Euro zu Buche. Ausgeliefert werden sollen sie ab dem 22. September.
iPhones bekommen endlich USB-C
Für das iPhone 15 hat Apple das Design leicht geändert. So hat nun auch das kleinste Modell die sogenannte Dynamic Island, eine Infoleiste am oberen Bildschirmrand, die bisher den Pro-Modellen vorbehalten war. Die Kanten des Gehäuses sind nun sanft abgerundet. iPhone 15 und 15 Plus bekommen deutlich hellere Bildschirme mit 6,1 Zoll (ca. 15 cm) oder 6,7 Zoll (ca. 17 cm), die nun bis zu 2000 Nits hell sind. Auch wirbt der Hersteller mit Recyclingmaterialien. So steckt in der Batterie zu 100 Prozent aufbereitetes Kobalt.
Die Fotoqualität soll verbessert werden, indem durch Kombination zweier unterschiedlich aufgelöster Aufnahmen ein 24-Megapixel-Foto erzeugt wird. Als Pseudozoom nutzt Apple die Möglichkeit, die mittleren 12 Megapixel des 48-Megapixel-Sensors vergrößert abzubilden. Eine ähnliche Technik nutzt Sony beim Xperia 5 V.
Als Antrieb verwendet Apple bei iPhone 15 und 15 Plus den vom iPhone 14 Pro bekannten A16-Chip. Es wird aber auch mit dem neuen UWB-Chip bestückt, der die Reichweite und Genauigkeit der Ortungsfunktion verbessern soll. Bei Telefonaten soll eine KI-Technik helfen, störende Hintergrundgeräusche auszufiltern.
Der Umstieg von der Lightning-Buchse auf USB-C wird als vollkommen natürlich dargestellt, weil ja schon »viele andere Apple-Produkte« den Standardanschluss verwenden. Auch neue EarPods und ein neues Ladecase für AirPods wird es mit USB-C geben. Die Vorgaben der EU werden von Apple nicht einmal erwähnt.
Neue Aktionstaste
Das iPhone 15 Pro gibt es in denselben Größen wie die günstigeren iPhone-Modelle, allerdings nun in einem Titangehäuse. Das neue Material macht die Handys leichter, robuster und widerstandsfähiger gegen Korrosion. Zudem soll es die Wärmeableitung verbessern, also die Kühlung optimieren.
Den bisherigen Mute-Switch ersetzt Apple durch eine Aktionstaste, die man mit unterschiedlichen Aktionen verknüpfen kann, um etwa auf Knopfdruck eine App oder der Sprachrekorder zu öffnen.
Den Pro-Modellen vorbehalten ist der neue A17-Chip. 19 Milliarden Transistoren sind in sechs CPU-Kernen, einer Neural Engine, Videodekodern, einem USB-C-Controller und vor allem einer neu entwickelten Grafikeinheit zusammengefasst. Das alles soll natürlich die Leistung erhöhen und die Ausdauer verbessern. Die Grafikeinheit unterstützt nun Hardware-Raytracing, was in Spielen realistischere, schnellere Grafik ermöglicht. In Kombination mit der Neural Engine soll das grafische anspruchsvolle Apps substanziell beschleunigen, das iPhone so zur mobilen Spielkonsole werden. Die Neural Engine soll zudem die Spracherkennung übernehmen.
Räumliche Bilder für neue Computerbrille
Beim Kamerasystem bleibt Apple bei einer 48-Megapixel-Hauptkamera, die etwa durch eine neue Beschichtung Lensflare vermeiden soll. Die Qualität von Aufnahmen im Nachtmodus sei verdoppelt worden, heißt es von Apple, ohne zu erklären, welche Metrik für diese Angabe verwendet wird. In Vorbereitung auf die Computerbrille Vision Pro lassen sich mit den Kameras der iPhone-15-Pro-Modelle räumliche Aufnahmen machen, die man künftig dreidimensional mit der Brille betrachten kann. Tim Cook stellte eine Auslieferung der neuen Geräteklasse für Anfang 2024 in Aussicht.
Die Telekamera des iPhone 15 Pro Max wurde mit einem größeren Chip und neuen Linsen auf einen Fünffach-Zoom erweitert. Ermöglicht wird das durch eine um 90 Grad gedrehte Konstruktion, ähnlich den Periskoplinsen anderer Hersteller.
Bei den Preisen hat sich wenig getan. Das iPhone 15 ist ab 949 Euro gelistet. Das Pro-Modell kostet ab 1.199 Euro, 100 Euro weniger als das Vorgängermodell. Das iPhone 15 Pro Max kostet ab 1.449 Euro. Ausgeliefert werden sie ab dem 22. September.
Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Fassung des Artikels hieß es, in den Akkus werde wiederverwertetes Wolfram verwendet. Tatsächlich handelt es sich um Kobalt. Auch konnte man den Eindruck bekommen, das Display der Apple Watch 9 habe erstmals ein always-on-Display. Wir haben diese Fehler korrigiert.